McDonalds – Made in USA

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Ich komme gerade aus dem American Way of life-Restaurant Nr.1: McDonalds. Und wieder einmal entlässt diese Lokalität mich mit der in mir drängenden Frage: Warum zur Hölle tue ich mir das immer wieder an? Ronald Mc Donalds wahres Gesicht?Zwar zähle ich mit meinen Fast-Food-Essgewohnheiten noch längst nicht zu den echten Power-Usern (wobei: eigentlich müsste das wohl eher Power-Eater heißen), allerdings: Ab und an kann ich mich einem Ausflug in die Welt der schnellen Happen nicht erwehren. Was macht nun den Zauber dieses, eigentlich, Anti-Genusstempels aus? Lassen Sie uns dieser Frage also mittels eines Feldforschungs-Experiments nachgehen.

Sie kennen das sicherlich auch: Man kommt dort rein und wird konfrontiert mit einer Geräuschkulisse, die ihresgleichen sucht. Und damit meine ich nicht alleine die Stimmen der Eltern, Kinder, Jugendlichen, Servicekräfte usw. Nein! Machen Sie doch einfach einmal folgendes Experiment: Stellen Sie sich bitte mit geschlossenen Augen einmal vor die Kundentheke. Was hören Sie? Ja, richtig! Es ist Maschinenlärm, der uns, eindrucksvoll und schaurig, mittels Piepsen, Knarren und allem, was dazu gehört, akkustisch zu verstehen gibt, dass wir uns im Nahrungsmittel-Moloch eines amerikanischen Großkonzerns befinden. Alleine diese Kulisse also sollte uns nun doch vor jeglicher Interaktion mit den sich hinter der Theke befindenden, uniformierten Food-Milizen bewahren. Doch weit gefehlt. Auch wenn wir uns laut unseren Sinneswahrnehmungen wohl eher im Gerätepark von BASF befinden, sind wir bereit, uns auf das große Fressen einzulassen. Dass das Ganze dann in einer drängenden, lauten Menschenmenge vor sich geht, ohne Service, macht auch nix mehr. Vielleicht ist das ein Teil des großen McDonalds Erfolgs: Durch die vor dem Essen erlittenen Strapazen, wird eigentlich schlechtes Essen als Belohnung empfunden…

Gut: Endlich an der Reihe. Nun muss es schnell gehen und ich bestelle: „Einmal BigMac Menü, groß, Cola, Ketchup.“ Fertig. Ich schlürfe mit meinem roten Plastik-Tablett also Richtung… Wohin eigentlich? Es ist 12 Uhr – Mittagspause und ich – sowie scheinbar 250 andere Personen – kamen auf die gloreiche Idee, ihren Hunger hier zu stillen, was mich neben dem Geruch von Schweiß und der Sicht auf viele ungewaschene Häupter, mit meinem kindisch anmutenden sch… Pastiktablett (inklusive Grinse-Ronald McDonald-Papierauflage) in die letzte Ecke dieses verwunschenen Ortes zwingt.

Bequem geht wohl anders. Achso – ich vergaß, zu erwähnen, dass mein „Menü“ über 5 Euro kostete. Auch günstig geht wohl anders. Lassen Sie mich also nun zu dem Klimax dieses Elebnisses kommen: Ich biss in das weiche, weiche, weiche Brötchen hinein und der Geschmack von sauren Gurken, Mayonäse, Frikadellen und Salat formierte sich in meinem Mund zu einem undefinierbarem, aber gleichwohl Lust auf Mehr machenden, Geschmacks-Konglomerat. Wenn also die Brüder Richard und Maurie McDonald im Mai des Jahres 1940, diese Pilgrim-Fathers der Systemgastronomie, die Päpste der Geschmacks-Knospen-Verwirrung, mit ihrem ersten Restaurant etwas geschafft haben, dann ist es, durch geschickte Kombination der Zutaten, die Menschen auf ein Produkt einzuschwören, dessen Qualität einzig und allein in seinem fordernden, situativen Geschmacks-Erlebnis liegt. Und dafür muss es sogar nicht besonders gut sein, sondern einfach nur aromatisch betäubend.

Nachdem ich mein Mahl also verspeist hatte (Übrigens werde ich davon nicht wirklich satt.), stand ich auf mit meinem Tablett und stellte es zu den 15 anderen in den (fast) schon vollen Tablett-Wagen.

Wenn man McDonalds (sowie all den anderen großen Fast-Food-Ketten) überhaupt etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es das perfekte Marketing, dass sich um das Untehmen erstreckt. Über breit angelegte Aggro-Werbung werden schon die Jüngsten in die Irrungen und Wirrungen amerikanischer Pseudo-Esskultur eingeweit: Ronald McDonald und Junior-Tüte sind da geschickte Schachzüge, um den Lifetime-Value, also den Geldwert, den ein Kunde während seines gesamten Lebens einem Unternehmen zuträgt, schon frühzeitig abzuschöpfen. Kaum erstaunlich, dass da die Umsatzzahlen von McDonalds in Deutschland seit 2002 bis 2010 ausnahmslos gestiegen sind (aktuell bei 2,3 Mrd. Euro jährlich!). Um sich die Bedeutung dieser Wirtschaftsmacht klar zu machen: Wussten Sie, dass es einen sogenannten Big-Mac Index gibt, der die Big-Mac-Preise in verschiedenen Währungen der Erde vergleicht? Bereits im Jahr 2004 verfügte das Unternehmen weltweit über 31.500 Standorte, wobei zusätzlich in den USA weitere Partner-Brands zur Unternehmensgruppe gehören. Perfekte Gewinnorientierung eben. Um sich dem Low-Quality-Vorwurf zu entziehen, bewiesen das Unternehmen und dessen Strategen Ende der 90ger erneut eine gute Marketing-Spürnase: Um ganz bio und umweltbewusst da her zu kommen, wurde das McDonalds M einfach grün unterlegt.

Gut – soweit der Ausflug in die Mc-Donalds Geschichte. Nun stand ich also da – kaum, gesättigt, Burger-Rausch verflogen. Wie ein Junkie fühlte ich mich – reumütig. McDonalds-Zeugs ist also berauschend aber nicht gut. Übrigens – diese These wird von einem gewissen Herrn Sonneborne eindrucksvoll belegt:

„Eigentlich sind wir ja ein Immobilien-Unternehmen. Der einzige Grund, warum wir Hamburger verkaufen, ist die Tatsache, dass diese am meisten Gewinn abwerfen, von dem unsere Restaurantbesitzer uns Miete zahlen können (Schlosser, 96 f.).

Harry J. Sonneborne, McDonalds-Gründer

NANANANANA… Ich liebe es……

Die Freiheit nehm‘ ich mir…

Eigentlich ist diese Sache mit den Finanzen ganz einfach. Als ich meine Tochter (9 Jahre) vor einiger Zeit befragte, was sie sich denn am Liebsten von ihrem Geld kaufen würde, erhielt ich die prompte Antwort: “Ein Fahrrad.“ Das war für mich kein sonderlich großes Problem, denn immerhin hatte sie lange dafür gespart. Obendrein hatte ihr der Gang zur 1. hl. Kommunion ein respektables Finanzpolster verschafft. Unglaublich, was man da für„Einmal ein weißes Kleidchen anziehen und hübsch aussehen“ bekommt. Wenn man das mal auf einen Stundenlohn runter rechnet, wird schnell klar: Glauben lohnt sich – und zwar in diesem besonderen Falle auch finanziell. Gut, dachte ich mir,dann hat’se aus diesem Erlebnis ja was für’s Leben gelernt. Will sagen: Das Kind fand heraus, dass sie entsprechend sparen muss, wenn sie sich etwas Schönes gönnen möchte. Ein einfaches, fast parabel-artiges Erlebnis. Erst sparen – dann Belohnung. Stimulus – Reaktion. Eigentlich ganz einfach.

So hatte auch ich das bereits von meinen Eltern gelernt. Ok,
werden Sie sagen,jetzt kommt wieder das Gespräch von der harten Schule des Lebens, durch die nun jeder mal durch muss. Nö, falsch gedacht, denn das meine ich damit nicht. Vielmehr geht es mir darum, ein uraltes Prinzip zu verdeutlichen: Nur das, was ich habe, kann ich auch ausgeben. Wissen Sie, womit die Finanzkrise wirklich erst eingeleitet werden konnte, wie es wirklich los ging? Ausgelöst wurde die nämlich schon viel früher – und gesehen hat es JEDER. Wenn wir es uns als Adoleszente mit unseren Eltern gemeinsam vor dem Fernseher bequem gemacht hatten, dann schlug sie zu, die Verführung, mit all Ihren Waffen. Können Sie sich noch daran erinnern? Eine halb nackte Frau springt ins Meer, Sonne, Strand, sie schwimmt, die Wassertropfen perlen von ihrem gebräunten Körper ab. Bevor Sie sich nun in den von mir (zugegebenermaßen) provozierten Bildern verlieren, komme ich besser wieder auf die Storyline zurück.

Nun gut – diese Schönheit steigt aus dem Wasser und geht in einen Strand-Shop. Was haben wir Männer damals gedacht? Natürlich:Vielleicht hat sie ja was mit dem Typen da.. Aber nein! Nachdem die Dame ein wenig herum gestöbert hat, greift sie zu eine Sonnenbrille und zieht zum Bezahlen aus ihrem Badeanzug lässig ’ne Visa-Karte raus. Spätestens da war die Werbe-Massage auch bei uns Männern angekommen und wir wussten:Die Freiheit nimmt die sich – wenn nötig auch mit Sugar-Daddy’s Platin-Card. Ja: Dieser Werbespot war die Wurzel allen Übels.

Was damals also mit einem nett gemachten Werbefilmchen begann, das trug in den Köpfen einiger Adressaten Früchte. Sehen Sie sich die Werbeprospekte der großen Techno-Discounter an. Ohne eine Null-Prozent-Finanzierung geht da nix mehr. Der Stückchen-Kauf wird quasi zur Religion erhoben. Die Du kannst alles haben und zwar jetzt-Philosophie, pervertiert dargestellt im Wirtschaftsraum USA, greift nicht nur der Einzelhandel, sondern nehmen auch Banken dankend auf. Als ich beispielsweise vor Kurzem einen Einrichtungsgegenstand kaufte, den ich, wer hätte das gedacht, sofort bezahlte, erklärte mir ein leitender Angestellter ohne Zögern: “Und wenn Sie mehr [mehr = mehr Einrichtungsgegenstände]kaufen wollen, kein Problem, ich räume ihnen sofort einen Kredit von 5000 Euro ein.“ Dass dieser Kredit nicht wirklich für 0-Prozent zu haben war, das verschwieg der gute Mann mir natürlich. Vielmehr gab er mir zu verstehen, dass „gleich bezahlen“, heutzutage eher die Ausnahme darstellt. Verstehen Sie mich nicht falsch – in der Wirtschaft ist es wohl kaum möglich, etwas ‚Größeres‘ ohne eine finanzielle Spritze von Außen auf die Beine zu stellen – und das ein oder andere Mal gilt dies sicherlich auch im Privaten. Aber was ist, wenn ein privater Haushalt völlig aus dem Wohlstand auf Pump besteht? Vom Fernseher über die Couch bis hin zum Bett…

Banken und Großkonzernen kann man da zwar eine gewisse Teilschuld zu sprechen. Diese geben schließlich die Kreditangebote erst heraus und sind, en gros, sehr schlampig in Sachen Bonitätsprüfung.

Aber eigentlich geht es um etwas anderes. Es geht um das Erlernen einer neuen Genügsamkeit und des vernünftigen Wirtschaftens. Wieso stellen sich immer mehr Menschen unter das Diktat des Konsums, obwohl sie es (laut ihren Kontoauszügen) nicht dürften? Die Flucht in die neue Materialität in das Haben wollen hat viele Ursachen, die ich, zumindest in diesem Artikel, nicht alle untersuchen kann.

Allerdings sind für mich 3 Hauptprinzipien erkennbar:

  • Durch zunehmenden Werteverlust (z. B. in Glaube u. Religion) findet eine Entwurzelung der Individuen statt, die scheinbar nur mittels Konsum kompensiert werden kann.
  • Über gesellschaftlichen sowie medialen Druck wird das Bedürfnis nach dem ‚Glück‘ im Konsum gesteigert.
  • Durch mangelnde familiäre und pädagogische Einflussnahme wird es versäumt, ein grundlegendes Verständnis von nachhaltigem Wirtschaften überhaupt aufzubauen.

Was wir also erlernen und letztlich auch weitergeben müssen, ist das Wissen um die eigene materielle Begrenztheit. Es ist nun mal normal, dass sich nicht jeder alles leisten kann. Und das ist eigentlich so einfach, dass das auch schon ein 9-jähiges Mädchen ohne Probleme verstanden hat…