Ein wenig abseits vom politischen Weltgeschehen werden am Montag in der afrikanischen Republik Kongo die zweiten, freien demokratischen Wahlen stattfinden. Und bei aller Freude über die so ersehnte Form der bürgerlichen Mitbestimmung machen diese Wahlen mir auch wieder bewusst, dass es sich bei dem politischen Gleichgewicht im Kongo um ein besonders labiles, ja zuweilen gar pflegebedürftiges, handelt. Im Jahre 2006 sorgte die Bundeswehr für zumindest ’sicherere‘ freie Wahlen, denn nach Jahrezehnten des Bürgerkriegs und staatlich verordneter Mobutu-Diktatur waren Anschläge, Aufruhr und Todesopfer an der Tagesordnung, die mit dem Völkermord von Ruanda in wohl eines der grausamsten, je dagewesenen Verbrechen gipfelten. Diese Zeiten sind vorbei – Gott sei Dank…
Mit dem zweiten Urnengang am Montag wird sich nun zeigen, ob sich das Land zu einer tendenziellen Demokratie bekennt oder ob es in einen Zustand der Instabilität zurückfällt und alte Muster wieder aufkeimen werden. Eine Demokratie nach westlichem Format konnte in der afrikanischen Republik zwar auch nach den ersten freien Wahlen nicht wirklich entstehen – so terrorisieren Rebellen immer noch weite Teil des Landes – aber immerhin hat sich seitdem eine kleine aber feine Infrastruktur entwickelt, Krankenhäuser wurden gebaut und plötzlich war da auch die lang ersehnte Pressefreiheit. Am 28. November müssen nun die ingesamt 32 Millionen Wahlberechtigten entscheiden, wie es weitergehen soll. Joseph Kabila würde all zu gerne in seinem Amt bestätigt werden. Seit sein Vater, Laurant-Désiree Kabila, am 16. Januar 2001 einem Attentat erlag, übt Kabila Jr. das Amt des Präsidenten aus. Sein Machttrieb lässt ihn dabei auch von schmutzigen Methoden nicht zurückschrecken, so sorgte er bereits im Vorfeld der Wahlen für eine Verfassungsänderung, durch die auch eine einfache Mehrheit für den Wahlsieg reicht, außerdem sprechen Wahlbeobachter von Unregelmäßigkeiten bei der Wählerregistrierung und berüchtigten Schlägetrupp-Einsätzen. Ach ja, Stichwort Wahlbeobachter: Die EU wird in diesem Jahr deutlich weniger Wahlbeobachter in das afrikanische Land entsenden, aber immerhin wollen zumindest die Kirchen rund zehntausend davon stellen. Ich bin gespannt, was sich nach den Wahlen, und den daraus resultierenden, sehr wahrscheinlichen Straßenschlachten in dem zentral-afrikanischen Land mit dem weltweit zweitgrößten Regenwaldbestand und einem gigantischen Vorkommen an Bodenschätzen politisch offenbart…