13. Castor-Transport rollt…

Heute ist wieder einmal ein schwarzer Tag für uns, die Atomkraft-Gegner, denn bei strahlendem Sonnenschein rollt uns wieder einmal stark strahldender Atommüll entgegen – welch traurige Begebenheit. Um genau 14.36 h wird sich der Gefahr-Gut-Zug dann im französischem Valognes in Bewegung setzen und nach insgesamt 1200 Kilometern Wegstrecke im Wendland ankommen – wenn alles gut geht. Schon heute Morgen haben französische Einsatzkräfte mittels Tränengas-Einsatz versucht, Demonstranten von den Schienen fernzuhalten. Der 13. Castor Transport in diesem Jahr startet also, wie nicht anders zu erwarten, unter lautstarkem Protest. So säumen einmal mehr Tausendschaften (insgesamt 19.000 Mann) der Polizei die Schienen und demonstrieren auf ihre ureigenste Weise die Allmacht des Staates, während die anderen, die Bürger, den, wie die WELT heute schreibt, zivilen Ungerhorsam proben. Sie wollen es ausdrücken, ihr Unbehagen über die gefährlichen und bisweilen sehr teuren Schienen-Transporte, die die Stomkonzerne bis dato rund 1,5 Milliarden Euro kosteten. Und ich kann es ihnen nicht verdenken: Die vermeintliche Endstation des strahlenden Schrotts in Gorleben hat noch immer viele Unbekannte, zumal diesjährige Messungen des niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft und Küstenschutz am tendenziellen Endlager ergeben haben, dass die Jahresgrenze von 0,3 Millisievert wohl überschritten wird – und der heutige Castor-Transport somit womöglich garnicht hätte genehmigt werden dürfen. Welch Ironie des Schicksals, dass die Bundesregierung dann noch schnell eine zweite Messung durchführen ließ, die eindeutig „bewies“, dass alle Panik wohl umsonst war. Oder eben auch nicht. Der Wille des Volkes, er wird von den Mächtigen auch bei existentiellen Fragen all zu gerne überhört und es kann einen schon das Gefühl beschleichen, dass die Herrschaft des Volkes schon längst von einer pseudo-demokratischen Oligarchie abgelöst wurde. Wie lässt sich es sonst erklären, dass Umweltminister Röttgen von den Demonstranten absoluten Gewaltverzicht einfordert, während der Staat gleichzeitig die Atom-Gegner mittels Demonstrationsverbot in ihren Grundrechten beschneidet und der polizeiliche Einsatzleiter Friedrich Niehörster sogar angekündigt hat, er wolle gegen Störer und Blockierer härter durchgreifen als 2010.

Randnotiz: Dass sich systemkonforme Klänge auch medial in einer Verschleiherungs- und Nicht-Sagen-Taktik spiegeln können, hat das neo-liberale Wochenmagazin FOCUS wieder einmal traurig unter Beweis gestellt. Bei allem journalistischen Sprengstoff, den eine Castor-Story böte, fiel den Herrn Journalisten um das FDP-Parteimitglied, System-Konformisten und Focus-Chefredakteur Helmut Markwort nichts Besseres ein, als von den benötigten extragroßen Dixiklos für die Einsatzkräfte zu berichten – soviel zum Thema des Focus’schen Investigativ-Journalismus…

Foto Copyright by contrAtom – Informationsnetzwerk gegen Atomenergie

Autor: Andreas Altmeyer

Autor, Friedensaktivist

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