Alles Alu-Hut oder was? Wie Begriffe zum Wegbereiter des neuen Faschismus werden

Es liegt vieles im Argen. Statt mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen, ziehen wir uns gegenseitig den Alu-Hut auf. Divide et impera, teile und herrsche, dieser Modus operandi scheint noch immer aufzugehen.

Ein Kommentar von Andreas M. Altmeyer

Es geht in diesen turbulenten Zeiten um nichts Geringeres als um die Deutungshoheit und um das Ringen darum, was gesagt, respektive: geschrieben, werden darf und was eben nicht. Das Wort Corona scheint bei diesem Ringen als Soll-Bruchstelle zu fungieren, die die in den Tiefen des gesellschaftlichen Mind-Settings befindliche Meinungs-Lava ungeklärt an die Oberfläche katapultiert. Wenn der China-Virus, und vor allem: die mediale Flankierung desselben, überhaupt einen positiven Effekt gehabt hat, dann war es wohl dieser. Dass sich Interessengruppen formieren, auf Plätzen ihre Meinung kundtun, dass sie die Demokratie auf der Straße leben und für das Grundgesetz eintreten, das ist doch wahrlich ein Fortschritt, in einem sonst so an Demokratie-Müdigkeit leidenden Land, in dem der Bürger seinem Willen bisweilen höchstens mittels Wahlzettel Ausdruck verleiht, mit einer Stimme, die er dann auch noch abgibt und die verloren ist, weil er sie ja im wahrsten Sinne in einer Urne begräbt. Diese „Quasi-Ohnmacht“ derer sich viele Mitbürger wohl überhaupt nicht bewusst waren, hat Corona aufgeweicht und zwar deswegen, weil das Virus und die damit verbundenen Auswirkungen für uns alle spür- und erlebbar waren und noch immer sind.

Ein Virus als Impuls der Enttäuschung – das klingt vielleicht ein wenig schräg, ist aber dennoch sehr ernst gemeint. Denn es ist doch gerade diese sprichwörtliche „Enttäuschung“ von einem System, dessen Strukturen sich über Jahrzehnte zu maroden Fallstricken Demokratie-verachtender politischer Eliten herangebildet haben, die das Versagen nun auf ganzer Linie zutage treten lässt. Es sind eben jene Fallstricke einer Fassaden-Demokratie, die dazu geführt haben, dass der Sozialstaat nach und nach ausgehölt wurde, die Altersarmut gestiegen ist, die Rüstungs-Etats anwuchsen und sich die Zahl der prekär Beschäftigten auf Rekord-Niveau eingependelt hat, während Monopolisten und exportierende Big Player Rekord-Gewinne eingefahren und noch dazu vom Casino-Kapitalismus unter der Regie von sogenannten Vermögensverwaltern enorm profitiert haben.

Nichstdesotrotz ist den obersten Repräsentanten jenes Systems natürlich daran gelegen, ihren Führungsanspruch auch nach Corona zu behaupten, was „systemisch“ betrachtet durchaus logisch ist, denn Systeme neigen ja bekanntlich dazu, sich selbst zu stabilisieren. Und welche Mechanismen genau jenen Erhalt des Status Quo anstreben, indem sie das Scheitern der System-Repräsentanten ins Gegenteil verkehren und sie zu Erlösern machen, das lässt sich zurzeit wunderbar beobachten.

Ob Spiegel, TAZ oder die Zeit – die Liste der Namen ließe sich noch beliebig erweitern – sie alle haben Interesse daran, das von der Bundesregierung gewobene Narrativ des äußerst gefährlichen Virus zu verbreiten, unkritisch und unaufgeklärt. Was mich daran stört, ist nicht einmal die Tatsache, dass sie das tun, denn das war von jeher die gesellschaftliche Funktion der Mainstream-Journalie, sondern der Punkt, dass viele unserer Bürger alles anstreben – außer Mündigkeit. Diese bedürfte es nämlich, um sich eine Meinung „von etwas“ überhaupt erst bilden zu können. Jedoch viele meiner Mitbürger bejubeln sich gegenseitig so sehr für ihre „stay at home“-Disziplin, dass sie ganz vergessen, den tiefgreifenden Verwerfungen auf den Grund zu gehen, welche die Krise gesellschaftlich mit sich brachte, namentlich die Verkehrung von dem, was richtig und falsch ist, was Fake oder wahr sein kann oder eben, dass nicht alles gleich eine Verschwörungstheorie ist, was nicht ganz der öffentlichen Meinung entspricht.

Die Etikette „Verschwörungstheorie“ und „Querfront“ sind ja mittlerweile  zu wahren Totschlag-Scheinargumenten von jenen Kritikern geworden, die immer dann den anders denkenden Kritikern angeheftet werden, wenn ersteren Kritikern die Argumente ausgehen – oder eben das tiefergehende Verständnis „von etwas“ fehlt. Man könnte auch sagen, das V-Wort wird angewendet, wenn die damit betitelte Personengruppe nicht verstanden wird, beziehungsweise nicht verstanden werden will, obgleich der Wissenshorizont derer, die diesen Begriff nutzen, teilweise nicht über das fraglose Rezipieren von Tagesschau-Inhalten hinausreicht.

Die Ironie: Im Prinzip lassen sich jene unkritischen Geister ja erst recht vom System instrumentalisieren, indem sie sich lediglich über die Mainstream-Medien informieren, wobei der Begriff „informieren“ für diesen Prozess der fraglosen Aufnahme propagandistischer Inhalte grundfalsch ist. Denn hätte man sich informiert, hätte man beispielsweise einen Blick in das Corona-Dashboard des Robert-Koch-Instituts geworfen, dann hätte man als mündiger Bürger wissen können, dass die Panikmache eben nur Panikmache ist. Aber jene leeren Begriffe, wie oben aufgeführt, führen nicht zu einem demokratischen Diskurs, stattdessen sind sie Multiplikatoren der gesellschaftlichen Spaltung, indem sie die Bevölkerung teilen, statt sie zu verbinden und ihr eine gemeinsame Stimme zu verleihen. Die bedürfte es so dringend, genauso wie echte Mündigkeit. Wo kommen wir hin, wenn wir die nachgewiesenen Verflechtungen der Privatwirtschaft – insbesondere eines Software-Magnaten  mit der WHO – ungefragt hinnehmen müssen, Schnellschuss-Impfprogramme als Heilsbringer preisen und den harten Einsatz von Polizisten gegen friedliche Demonstranten bejubeln? Auf keinen Fall in eine aufgeklärtere Welt, so viel ist mal sicher, in eine Welt der Repression, der überall regierenden Angst und des vorauseilenden Gehorsams schon eher, in eine faschistische Welt.  

Schlimmer noch als in der einseitigen Berichterstattung über die Demonstrationen zeigte sich die systemerhaltende Funktion der Medien in der durch sie vorangetriebenen Verleumdung von ausgewiesenen Experten, wie zum Beispiel Herrn Wodarg oder Herrn Bhakdi, die sich selbstlos ins gesellschaftspolitische Kreuzfeuer stellten, und deshalb die bösartigsten Anfeindungen ertragen mussten und müssen, statt dass sie in einen Expertenrat einbezogen worden wären, wo auch die Regierung an ihrem fundierten Wissen hätte teilhaben können. Oder ging es darum eigentlich nie? Ging es nie um ernst gemeintes erkenntnisgeleitetes Interesse an dem, was wahr und richtig ist in dieser Krise? Die Vermutung liegt leider sehr nahe. Wäre dem so, dann müsste die Bundesregierung nicht nur die durch die Folgen des Lockdowns resultierten Toten in Relation zu den „echten“ Corona-Toten setzen, was für sie ein verheerendes Resumé mit sich brächte. Sie müsste vielmehr  auch erklären, warum jene Experten von Anfang an nicht angehört und sogar als Fake-News-Verbreiter denunziert wurden.  Obendrein müsste sie sich gegenüber ihrem Volk erklären, sich äußern zu dem Sachverhalt, warum noch im Januar eine ernstzunehmende Gefahr von Corona geleugnet und Karneval in Menschenmassen gefeiert wurde, warum eine Regierung mit funktionierenden In- und Auslands-Diensten weit vor der Krise keine Erkenntnisse über die heraufziehende Gefahr hatte, wieso eine Bundesregierung eines der reichsten Industrieländer der Welt nicht über ausreichend Schutzmasken verfügte und ob Herr Drosten in irgendeiner Form finanziellen Gewinn aus seinem Handeln zieht. Aber auch ob etwaige Impfprogramme angedacht sind und so fort.   

Die Antworten auf derlei Fragen wären, so viel ist sicher, sehr erhellend und würden zweifelsohne den schamlosen Charakter einer Politiker-Kaste offenbaren, die nicht nur hilflos, sondern auch grob fahrlässig die Existenzgrundlage von zig Millionen Menschen aus einer Mischung von Un- und Halbwissen heraus aufs Spiel setzte. Das tat sie, indem sie sich voll und ganz auf die Expertise einiger weniger verließ, ungeachtet aller damit verbundenen Risiken, ohne einen sorgsamen Prozesses des Abwägens und des maßvollen Handelns. Das „Verlassen auf“ befreit sie dabei nicht von ihrer Schuld, denn sie war es letztlich, die durch propagandistische Tricks – durch z. B. die Verwendung  der Kriegsmetapher – jeder sachlichen Diskussion schon im Vorfeld die Grundlage entzog. Doch damit dürfen wir jene, die uns regieren, nicht davonkommen lassen. Was es stattdessen braucht, ist einen Untersuchungsausschuss, der etwaige Versäumnisse gnadenlos aufdeckt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht – rechtstaatlich, aber mit allen Konsequenzen und vor allem: ohne üppige Pensionen.

In einem zweiten Schritt muss schließlich auch die Systemfrage gestellt und über dessen grundlegende Neuordnung nachgedacht werden. Ich sehe hier in der Bewegung „Widerstand 2020“ erste Bestrebungen. Die Frage wird sein, wie nachhaltig diese Bewegung um Herrn Schiffmann sein wird und ob sie sich aufgrund innerparteilicher Querelen nicht selbst zerfleischt. Ein erster Impuls ist sie allemal – denn immerhin wurde sie schon in ihren Kindertagen zur Projektionsfläche von medialer Häme. Vielleicht ist ja genau die Entrüstung des Mainstreams der einzige Qualitätsgarant, den wir noch haben, sozusagen als Lackmustest für eine letzte noch vorhandene unabhängige politische Willensbildung.     

Fest seht: Wer jedem gleich einen Aluhut aufsetzt, ohne die Quellen seines Gegenübers zu recherchieren, der läuft eben Gefahr, mit einem Brett vorm Kopf zu Grunde zu gehen. Denn das Argument „Der ist ein Aluhut“ selbst ist der Feind des demokratischen Diskurses und letztlich auch nur ein weiteres  Machtinstrument im Arsenal der herrschenden Klasse. Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen?

Scheinbar vieles, denn viele von denen, die jeden Demonstranten als „Schwurbler“ abtun, haben sich selbst wahrscheinlich oftmals nicht mit Quellen befasst, stattdessen vertrauen sie auf die willfährigen Worte einer Gundula Gause oder eines Claus Kleber – das ist wahrscheinlich noch ein Relikt aus jenen Zeiten, in denen die Nachrichten der „Opener“ für einen gelungenen Fernseh-Abend mit Wim Thoelke waren. Aber das ist lange her.

Der Prozess der Meinungsbildung ist ein vielschichtiger und vor allem mühseliger. Wer glaubt, diesen alleine mit dem Lesen der Tageszeitung oder dem Anschauen der TV-Nachrichten „im Zweiten“ bewältigen zu können, der liegt damit genauso so falsch wie jener, der auf Youtube nach den abgefahrensten Erklärungsmodellen für die Existenz von Außerirdischen sucht. Es sind nämlich nicht die Extreme, sondern die Nuancen, die eine Demokratie vielfältig und die Extreme in ihr ertragbar machen. Genau darum geht es: Um das Zulassen von Nuancen in einer Gesellschaft, die sich durch mannigfache Kapital-Verflechtungen von den Werten Nähe, Natur und Menschlichkeit entfernt hat. Ja, es geht hier um die Deutungshoheit – um die Deutung dessen, was gerade geschieht und darum, daraus einen direkiven Paradigmen-Wechsel herbeizuführen, auf direkt-demokratischer Basis. Dabei geht es nicht mal so sehr um Fakten – sondern um eine Idee dessen, was unsere Gesellschaft wirklich braucht, was sie emotional weiterbringt – auf allen Ebenen.

Früher nannte man das Bauchgefühl, auf das man auch heute noch vertrauen sollte, da es uns nämlich, einer inneren moralischen Instanz gleich, Antworten auf so viele Fragen gibt. Fragen wie: Fühlt es sich gut und richtig an, wenn Polizisten schlagen? Fühlt es sich für sie gut an, schlagen zu müssen? Fühlt es sich richtig und wahrhaftig an, dass Menschen, die sich einsetzen, stigmatisiert werden? Haben wir eigentlich mal darüber nachgedacht, dass es nicht nur uns auf der Erde gibt, dass nicht alles von dem Wort mit „c“ bestimmt wird, sondern auch um tausende hungernde Kinder geht, die täglich jämmerlich sterben, während wir zu einer „alten Normalität“ zurückwollen, die auf Ausbeutung und gesellschaftlicher Ungleichheit beruht?

Zurück wollen zu einer Normalität, die den Tod von Menschen gnadenlos hinnimmt, wenn es zum Beispiel um Rüstungsexporte geht. Auch dafür gibt es Statistiken, aber keine tägliche Pressekonferenz. Eine menschlichere Gesellschaft, das ist es, was wir brauchen, einen Abschied vom wahnsinnigen Glaube ans ewige Wachstum. Genau dafür könnte aus dieser Krise eine echte Chance erwachsen.

Generation „Happy!“

Nein, ich will nicht in den verklärenden Sumpf des „Die Jugend von heute“ abtauchen. Auch liegt es mir fern, diese Jugend von heute einer generellen Kritik zu unterziehen. Denn wenn ich mir die Generation zwischen fünfzehn und zwanzig betrachte, so sehe ich größtenteils aufgeklärte Menschen. Nun schwingt wohl schon in diesem Satz ein kleines „aber“ mit. Denn was mir an eben dieser Peer Group, an dieser Generation der Alles-Könner und Alles-Erreicher auffällt, ist ein partieller Verlust von Kritikfähigkeit. Wie schon der Existenzphilosoph Martin Buber feststelle, ist ja alles Leben Begegnung. Und jene jungen Leuten, denen ich begegne, fällt es zunehmend schwer, mit ernstgemeinter, sogenannter konstruktiver Kritik umzugehen. Richtig: Sie stellen Fragen: Warum ist das so und so? Warum verhält sich das nicht anders? Doch die Motivation für diese Fragen speist sich weit weniger aus einer Kritik am Sachverhalt oder an dessen normativen Beschränkungen als aus einer Bewältigungsstrategie für die subjektiv erfahrene Kränkung. Diese zu erfahren und dazu noch mit ihr umzugehen, fällt jungen Menschen zunehmend schwer. Nun sind die Gründe dafür weit komplizierter auszumachen als die Phänomene, die jene nach sich ziehen.

Eine Ursache sehe ich persönlich in der Interaktion zwischen Erzieher und Zögling, in deren Setting versucht wird, das System von Allzeit-Belohnung zu etablieren, und jenes der Sanktionierung zu vermeiden. Dazu kommt ein fehlgeleiteter Diskurs in der Interaktion zwischen Eltern und Kind, in dessen Rahmen alles und jedes ausdiskutiert wird, bei gleichzeitiger immanenter empathischer Anteilnahme seitens der Erziehungsberechtigten. Es scheint, als habe die Generation der heute Mitvierziger all jene Kränkungen, welche ihnen Ihre Eltern angedeihen ließen, in einem weichgespülten Erziehungs-Protektorat kompensiert. Gleichzeitig sind es jene Mitvierziger, die als Kind meist in materiellem Überfluss lebten, keinen Krieg und Hunger oder sonstige existentielle Nöte kannten und somit weitestgehend systemkonform daherkommen. Wer nun aber als Kind den Konformismus der Welt sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat, der gibt jenen auch an seine Kinder weiter. So kommt es, dass wir in Zeiten leben, in denen die radikale Privatheit, der Hedonismus des einzelnen, zur Religion erhoben wird, was in einem blinden Konsumismus gipfelt. Dieser bezieht sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche, alles wird konsumierbar, aufkündbar, sobald es kein individuelles Glücksmoment mehr verschafft, angefangen bei Beziehungen bis hin zu ArbeitsverhältnissenDas Konzept des unverbindlichen Glücks unerbittlich und um jeden Preis zu verfolgen, ist somit das ureigenste Ziele der jungen Leute. Dabei erliegen sie dem Irrglauben, sie hätten dieses Glück verdient, nur um ihrer selbst willen. Der Glücksoverkill soll dabei am besten 24 Stunden am Tag dauern.

Beziehung soll glücklich machen. Arbeit soll glücklich machen. Konsum soll glücklich machen. Und man mag schon fragen, welche Leere durch die Glücklich-Seins-Inflation überwunden werden muss, nur um sich der illusorischen Allmachtsphantasie des „What you see is what you get“ hinzugeben.

Vorbei die Zeiten, in denen die Stones feststellten, that „you cant’t always get what you want„. Unsere Kinder wissen, dass sie alles kriegen können, mehr noch: dass sie alles kriegen werden, dank der Hochglanz-Verheißungen im Prime-Time-TV, dank Sozialer Medien, die eigentlich unsozial sind, dank einer Pseudo-Realität und dem Faschismus der Verblendung.

So wird, ganz wie bei Instagram, für jeden Bedarf der passende Filter auf das Leben gelegt, mit dem Ziel, möglichst gut dabei auszusehen. Hauptsache glücklich.

Problematisch wird das Konzept des individuellen Glücks, das im quasi-uterinen Schutzraum des Elternhauses wurzelt, wenn es auf Gemeinschaft trifft. Denn dort entstehen, gerade in funktionellen Gruppen, Prozesse des Erleidens (Alfred Schütze et. al.), wenn es um Restrinktionen und um Empathie dem anderen gegenüber geht. Diese Prozesse werden umso mehr als zerstörerisch erlebt, als dass eine adäquate Strategie für sie nie gelernt und eingeübt werden konnte. Innerpsychisch bietet jener Sturz in eine Krise hinein genügend Nährboden für neurotische Konfliktverarbeitungen (Mentzos et. al.), die im Spannungsfeld zwischen egozentrischer Kindeswahrnehmung und gesellschaftlich erwarteten Normen zu finden sind.

Es bedarf der sprichwörtlichen Enttäuschung, um aus einem „Ich bin der Mittelpunkt der Welt“ ein „Wir“ werden zu lassen, das in der Lage ist, hinter die Fassade der mittels Kleinkrediten finanzierten Bling-Bling-Welt zu blicken und die Realität anzuerkennen. Nur auf diese Weise, durch eine sukzessive Sensibilisierung durch die Sozialisationsinstanzen, kann m. E. ein emanzipatorisches Potential entfaltet werden. Dazu gehören Lob, Empathie, aber auch das Aufzeigen und die Akzeptanz der eigenen Grenzen.

Wer echte Mündigkeit will, muss erkennen, dass Glück nicht für alle und jeden zu jeder Zeit zu haben ist. Es ist brüchig, näher als wir ahnen und weiter weg als wir wollen. Wer ihm um jeden Preis nachjagt, der wird es kaum bekommen, wer es sucht, wird es nicht finden. Und wer es als Selbstverständlichkeit betrachtet, wird erkennen, dass es alles andere als das ist!