Ich wurde neulich gefragt, weshalb ich schreibe. Schreiben ist eine Art Berufung – jedenfalls für mich. Es ist eine Art kreativen Ausdrucks der eigenen Persönlichkeit, eine Art besonderen Umgangs mit der Welt. Es geht um die Erfassung von Erlebnisinhalten, um deren Darstellung. Abgesehen davon, dass ich persönlich mit dem Schreiben auch mein Geld verdiene. Wobei das wiederum ein anderes Schreiben ist, als ich es in diesem Blog tue. Handelt es sich bei meinem Blog um ein persönliches Anliegen, ist das kommerzielle Schreiben eher ein professionelles Texten. Klar: Auch dafür braucht man ein gewisses Sprachgefühl und ein Wissen darum, was beispielsweise Werbetexte eigentlich ausmacht.
Es gibt – kaum zu glauben – Seminare zum Werbetexten, von denen ich – aus reinem Interesse – einige besuchte. Dort erhalten willige Texter-Lehrlinge dann das Rüstzeug an die Hand, das es braucht, um einen einigermaßen ordentlichen Werbetext zu schreiben. Einigermaßen ordentlich ist aber nicht gut und hat mit dem Herangehen eines professionellen Texters an die Sache nichts zu tun. Denn, was den professionellen Texter von dem Laien-Schreiberling unterscheidet, ist dessen Leidenschaft für’s Schreiben selbst. Daraus ergibt sich, dass das, was ein Nicht-Schreiber erst mühsam erlernen muss, für den professionellen Autor eigentlich selbstverständlich ist.
Schreiben hat in meinem Leben immer schon eine wichtige Rolle gespielt. Als Kind verfasste ich Geschichten, als Jugendlicher Gedichte und ich schrieb (old fashioned aber wahr) Tagebücher. Mich faszinierten Autoren wie Heinrich Böll und Göthe, ich verfolgte den Ingeborg Bachmann Preis, kurz: ich liebte Sprache und den Umgang mit ihr.
Wenn Sie also nun vor der Entscheidung stehen, ein solches Texter-Seminar zu besuchen – nur zu. Dort erlernen Sie die Basics und wissen, wie Sie die Grundbausteine in einen Sprachrohbau verwandeln. Aber Sie können auch ein Ölmal-Seminar besuchen und werden dann eventuell nicht unbedingt zum beste Maler aufsteigen. Ich will damit sagen: Ich schreibe aus Leidenschaft, ob Werbetext, Twitter-Teaser oder Blog-Eintrag. Aus dieser Leidenschaft, diesem sprachlichen Erfassen-Wollen heraus, ergibt sich für mich (und gewiss auch für andere Autoren) ein Glücksmoment. Es ist eine Sucht. So überlese ich meine Texte oft fünf oder gar zehn mal, drehe Wörter um, teste ihr Reading, schaue ob wirklich alles stimmig ist. Die kleinste Nuance kann viel verändern. Wenn mich also beispielsweise Auszubildende in der Vergangenheit fragten, wie man erfolgreich werbetextet, wurde ich nicht müde zu betonen, dass es sich dabei eigentlich um eine Kunstform handelt – zumindest dann, wenn man diese bis zur Vollendung betreiben möchte.
An deren Anfang steht immer eine Idee, ein Wunsch, den es in ein sprachliches Gewand zu hüllen gilt. Und aus diesem kreativen Prozess heraus, auf diesem weißen Blatt Papier etwas erblühen zu lassen, das macht diese Kunstform aus. Gerade im kommerziellen Sektor werden Texte all zu gerne im Nachhinein „zerredet“. Kritikfähigkeit ist zwar eine Grundeigenschaft, die ein Texter mitbringen muss, aber sein Werk zerreden lassen – das hat auch mir schon die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Was allzu gerne vergessen wird, ist das Faktum, dass der Autor oder die Autorin den Text im Vorhinein schon konzeptionell und geistig entwirft, was diesen gleichzeitig zu seinem / ihrem Werk macht und zu einem Ausdruck seiner / ihrer selbst. Schreiben macht glücklich, da schließe ich mich ganz Dan Brown an, der einmal sagte:
„Ob Schreiben glücklich macht? Das glaube ich nicht. Aber etwas geschrieben haben schon.“