Das Daniela Katzenberger-Phänomen

Es fragt sich wirklich, wie die Pauschal-Blondine Daniela Katzenberger das geschafft hat: Vom Auftritt bei VOX in der Doku-Soap „Goodbye Deutschland“ zum Mediensternchen mit Pfälzer Bauerncharme: Star von heute auf morgen. Das „Plötzlich-ein-Star-Phänomen“ ist längst nicht neu: Spätestens seit Daniel Kübelböck und den vielen Mänowins dieser Welt ist die Benchmark vom Star zum absoluten Nichts fühlbar gesunken, und die sich im Medienfokus wiederfindenden Akteure sind nicht selten überfordert von ihrem plötzlichen Ruhm, berauscht, bisweilen betäubt – und fallen oft unverhohlen tief. Was ist es also, was zum Hervorstechen aus der anonymen Masse führt – was ein Mädchen aus Ludwigshafen zum Pop-Sternchen und zur mallorquinischen Kaffeehaus-Betreiberin mit Promi-Faktor werden lässt?

Im Falle Katzenberger ist es wohl die Kombination von einer gewissen Grundnaivität in Verbindung mit einer großen Klappe – ein Bisschen unverbindlich, aber schlagfertig. Haben wir uns nicht alle schon einmal gewünscht ein wenig katzen-like zu sein, manchmal? Doch dann eben auch nicht: Wenn das Mädchen wieder einmal unfreiwillig in eines der vielen – für sie scheinbar eigens bereitgestellten – Fettnäpfchen tappt, zum Beispiel. Die sich daraus ergebende Situationskomik lässt die Zuschauer lachen und macht die Protagonistin zur besser verdienenden Komödiantin in ihrer eigenen Lebensgeschichte. Psychologisch betrachtet bietet sie damit einerseits millionen Mädchen ein ganzes Bollwerk an Identifikationspotential, andererseits dürfte Katzenbergers offene, beherzte Art auch viele männliche Adressaten ansprechen.

Ganz nach dem Motto: „Das Besondere war gestern, es lebe der Durchschnitt“, zeigt sich im zunehmenden Interesse an Gewöhnlichkeit auch eine gesellschaftliche Tendenz zur Trivialisierung und Verflachung des Unterhaltungsanspruchs. Dass diese Entwicklung durchaus Sinn machen kann, zumindest von seiten der gesellschaftlich Mächtigen, wussten schon die Römer. Damals handelte die herrschende Klasse nach der Maxime „Panem et circenses“, „Brot und Spiele“, und es waren Gladiatoren, die den Pöbel unterhielten und ihn seine Alltagssorgen vergessen ließen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Kätzchen in der Medienarena der heutigen Tage nicht den Löwen zum Opfer fällt und das Volk noch lange seinen Gefallen an dem Mädchen findet.

Autor: Andreas Altmeyer

Autor, Friedensaktivist

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