Glaubenssache…

Heute Morgen bin ich in der Kirche über einen Satz gestolpert, der mich wieder mal den absolutistischen Glaubenanspruch der Katholischen Kirche spüren ließ: Extra ecclesiam nulla salus – außerhalb der Kirche, kein Heil. Er wurde in der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz (1438–1445) als Dogma festgeschrieben und manifestiert unmissverständlich, dass jeder Mensch, der nicht dem Katholischen Glauben angehört,„dem ewigen Feuer verfällt, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“. Anders formuliert: Nur, wer mittels Taufe und Glaube in die Una Sancta Catholica et Apostolica Ecclesia aufgenommen wurde, hatte damals die Chance auf sein Seelenheil. Auch im Laufe der Geschichte hat sich daran zunächst nichts gändert. So stellte Papst Pius IX. (s. Bild) in seiner Ansprache „Singulari Quadam“ 1854 fest:

„Im Glauben müssen wir festhalten, daß außerhalb der apostolischen, römischen Kirche niemand gerettet werden kann; sie ist die einzige Arche des Heils und jeder, der nicht in sie eintritt, muß in der Flut untergehen. Aber ebenso müssen wir sicher daran festhalten, daß von dieser Schuld vor den Augen des Herrn niemand betroffen wird, der da lebt in unüberwindlicher Unkenntnis der wahren Religion.“

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil im Jahre 1966 hat man sich dann wieder mit den Verhältnissen der einzelnen Religionen untereinander auseinandergesetzt und fand dafür das Bild konzentrischer Kreise, die in sich alle den gleichen Mittelpunkt haben. Mit dieser philosophischen Vorstellungswelt hatte das Konzil endlich mit dem absolutistischen Glaubengrundsatz der Vergagenheit gebrochen.

Zwar ist die Katholische Kirche – laut den Vorstellungen des Konzils – der Wahrheit und damit dem Seelenheil immer noch am Nächsten, aber auch andere Religionen finden darin ihren Platz – natürlich entsprechend abgestuft und weiter entfernt vom „Mittelpunkt“, aber immerhin… Dass andere Religionen schließlich von der Katholischen Kirche überhaupt in gewisser Form akzeptiert wurden und werden, wirft allerdings die Frage auf, ob es nicht völlig egal ist, welcher Religion wir uns schließlich anschließen… oder nicht.

Autor: Andreas Altmeyer

Autor, Friedensaktivist

Ein Gedanke zu „Glaubenssache…“

  1. Selbstredend bestreitet auch der Papst den nichtchristlichen Religionen, einen wahren Weg zu Gott oder zum Heil zu haben. Immer wieder kommen von ihm entsprechende Äußerungen, die das Verhältnis zu anderen Religionen belasten. Dahinter steckt sicher die Angst, dass die katholische Kirche von den Entwicklungen der Moderne überrollt werden könnte, dass sie durch die Globalisierung der verschiedensten Religionen und Heilsangebote an Bedeutung verliert.

    LG
    Pasival

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